Schülerinnen und Schüler treten »Gegen das Vergessen« ein
Mit eindrucksvollen Theaterstücken sowie emotionaler Musik und Rezitationen haben Elmshorner Schülerinnen und Schüler am 25. Januar 2024 im Saalbau der Freien Waldorfschule an die Gräueltaten der NS-Zeit erinnert. Bei der Veranstaltung „Gegen das Vergessen“ setzten sie sich mit dem medizinischen Missbrauch und der Ermordung jüdischer Kinder, der Selbstbefreiung Elmshorns, mutigen Persönlichkeiten und tiefgründigen Liedern auseinander. Ihre Aufführungen folgten dem Leitmotiv „Für die Hoffnung“.
Auf der Bühne standen Schülerinnen und Schüler aller sieben weiterführenden Schulen in Elmshorn. „Dieser Vormittag hat mich sehr berührt. Es ist wichtig, dass wir uns für eine Gesellschaft einsetzen, in der Toleranz, Respekt und Mitmenschlichkeit die Grundpfeiler unseres Handelns sind“, sagte Bürgervorsteher Andreas Hahn bei der ersten Aufführung am Morgen vor Schülerinnen und Schülern im Publikum.
Erinnerung ist wichtiger denn je
„In der heutigen Zeit, in der in einigen Regionen rechtes Gedankengut inzwischen stark genug geworden ist, um einen Bürgermeister zu stellen, ist es wichtiger denn je, unsere Werte der Toleranz, des Respekts und der Vielfalt zu verteidigen. Es ist unsere Verantwortung, uns gegen jegliche Form von Diskriminierung und Hass zu stellen“, so Hahn. Da sei etwas ins Wanken geraten. Umso wichtiger sei die Erinnerung.
Schreckliche Verbrechen
Welche schrecklichen Verbrechen während der Nazi-Zeit aus Rassismus und Ausgrenzung entstanden, das verdeutlichten die Schülerinnen und Schüler auch bei der zweiten Aufführung am Abend für die Öffentlichkeit.
Schicksal der Kinder vom Bullenhuser Damm
Zum Beispiel, indem die Anne-Frank-Gemeinschaftsschule das Schicksal der 20 Kinder vom Bullenhuser Damm nachzeichneten. Weil diese jüdische Elternteile hatten, wurden sie den medizinischen Versuchen des SS-Arztes Dr. Kurt Heißmeyer im KZ Neuengamme zur Entstehung und Bekämpfung von Tuberkulose überlassen.
Versuche durch SS-Arzt
Er spritzte den Fünf- bis Zwölfjährigen lebende Tuberkelbazillen unter die Haut und führte mit einer Sonde auch Tuberkelbazillen in die Lunge ein. Dann operierte er ihre Lymphknoten heraus. Kurz vor Kriegsende, am 20. April 1945, wurden alle 20 Kinder, ihre vier Betreuer und 24 sowjetische Kriegsgefangene in den Keller der Schule am Bullenhuser Damm gebracht und dort erhängt.
Uneinsichtiger Täter
Während dem Großteil der Täter kurz nach Kriegsende der Prozess gemacht wurde, tauchte Kurt Heißmeyer unter. Als er in den 1964 in Magdeburg aufflog, hatte er noch fast 20 Jahre als Lungenarzt in der DDR praktiziert. In seinem Prozess gab er an, es habe für ihn „keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Juden und Versuchstieren“ gegeben.
Der glücklichste Mensch der Welt
An den Auschwitz-Überlebenden Eddie Jaku erinnerten die Schülerinnen und Schüler der Boje-C.-Steffen-Gemeinschaftsschule. In seinem Buch „Der glücklichste Mensch der Welt“, das Jaku mit 100 Jahren veröffentlichte, arbeitet er sein Schicksal auf und gibt den Leserinnen und Lesern mit: „Du trägst ein Stückchen zu der Welt bei, in der wir leben.“
Nicht hassen
Seine Lehre lautet: „Nicht zu hassen! Du kannst in deinem Leben nichts Größeres leisten, als einem Menschen lieb zu werden.“ Das schreibt ein Mann, der in den Konzentrationslagern Buchenwald und Auschwitz das Schlimmste erleben musste, was Menschen anderen Menschen antun können.
Selbstbefreiung Elmshorns 1945
Direkt vor die eigene Haustür guckten die Bismarckschülerinnen und -schüler. Sie widmeten sich anhand der Biografie von Erich Arp der Selbstbefreiung Elmshorns 1945. Die Erich Kästner Gemeinschaftsschule erinnerte an die ermordete Schriftstellerin Ilse Weber, die von ihr betreute Kinder bis in den Tod begleitete.
Schüler*innen gestalten
Für anspruchsvolle musikalische Beiträge sorgten die Schülerinnen und Schüler der Elsa-Brändström-Schule, Leibniz Privatschule und Freien Waldorfschule Elmshorn. Licht, Ton und Technik übernahmen einmal mehr sehr professionell die Mitglieder der Studio- AG der Erich Kästner Gemeinschaftsschule.