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Datum: 01.02.2023

Veranstaltung am 26. Januar 2023: »Gegen das Vergessen«

Mit einem verdienten und anhaltenden Applaus ist am Donnerstag, 26. Januar 2023, die abendliche Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen“ im Saalbau der Freien Waldorfschule ausgeklungen. Schülerinnen und Schüler aller sieben weiterführenden Schulen in Elmshorn erinnerten in eindrucksvollen Theaterstücken, szenischen Lesungen, einer Kochshow und unterschiedlichsten Musikdarbietungen an die Opfer und den Terror der NS- Diktatur. Und sie stellten die aktuelle Frage: „Wann fängt es an?“ Erster Stadtrat Dirk Moritz: „Es ist wichtig – und genau dafür stehen wir heute hier – sich nicht einschüchtern zu lassen, sondern aktiv gegen rechtes Gedankengut vorzugehen, aufzuklären, Stellung zu beziehen.“

Wie es anfing

Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen schrecklichen Verbrechen an Menschen haben den Glauben an ein friedliches, vereintes Europa ins Wanken geraten lassen, so Moritz vor rund 350 Gästen. „Die Gesellschaft wird verunsichert und dadurch entsteht ein neuer Nährboden für rechte Ideologie.“

"Deswegen müssen wir achtsam sein"

Ganz ähnlich habe es damals auch begonnen, erklärt Moritz. Erst wurden andere Meinungen unterdrückt, dann Menschen verfolgt und ermordet. Diese Analyse unterstrichen auch die Schülerinnen und Schüler der Boje-C.-Steffen-Gemeinschaftsschule mit ihrer Collage aus Sprache, Bildern und Tönen zum Thema Faschismus, zu Reichsbürgern und Identitärer Bewegung. Ihre warnende Botschaft: „Faschismus ist keine einmalige Verirrung des 20. Jahrhunderts – er kann sich jederzeit wiederholen. Deswegen müssen wir achtsam sein.“

Emotionale Momente

Für den wohl emotionalsten Moment des Abends sorgten die Schülerinnen und Schüler der Erich Kästner Gemeinschaftsschule (KGSE). Sie schlüpften in die Gedanken von Cato Bontjes van Beek, die sich zum Widerstand gegen den menschenverachtenden Terror des NS-Regimes entschied.

Widerstand gegen den NS-Staat

Unter anderem war sie in der „Roten Kapelle“ in Berlin aktiv, wurde später aber von der Gestapo verhaftet und im August 1943 mit nur 22 Jahren hingerichtet. Fast 80 Jahre später ist es still im Saalbau, als am Ende der Aufführung eine junge Frau die Bühne betritt und ihre Stimme erhebt: „Hallo, mein Name ist Mia Cato Bontjes van Beek und das war die Geschichte von meiner Großtante. Es ist krass zu wissen, dass diese Zeit gar nicht so weit weg liegt, wie wir vielleicht manchmal denken. Ich meine, das war die Schwester von meinem Opa – und mit meinem Opa war ich gestern noch Kaffee trinken.“

Hintergrund

In Elmshorn gestalten Schülerinnen und Schüler seit 2009 jedes Jahr die Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen“. Sie findet rund um den 27. Januar statt, den Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz. 1996 wurde er auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum offiziellen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erklärt, seit 2005 ist er dies auch international.

Zwei Darbietungen im Saalbau

Die Aufführungen von „Gegen das Vergessen“ erfolgen einmal am Morgen für andere Schülerinnen und Schüler und einmal am Abend für die Öffentlichkeit. Den Abschluss bildet stets das gemeinsam gesungene Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Dietrich Bonhoeffer. In diesem Jahr hatte Markus Arendt die künstlerische Leitung inne, für die professionelle technische Unterstützung sorgte erneut die Studio AG der Erich Kästner Gemeinschaftsschule. Veranstaltet wird „Gegen das Vergessen“ von der Stadt Elmshorn.

Beiträge der Schulen 2023

Anne-Frank-Gemeinschaftsschule

Die Anne-Frank-Gemeinschaftsschule zeigte in einer Live-Kochshow, wie ein im Judentum gebräuchliches Brotrezept umgesetzt wird. Das Ergebnis durften die ersten Reihen kosten. Im Hintergrund lief eine Projektion und im Foyer fanden die Gäste QR-Codes, die auf eine selbst erstellte Internetseite mit Informationen rund um das jüdische Leben in Elmshorn führte.

Bismarckschule

Die Bismarckschülerinnen und -schüler führten ein eindrucksvolles Theaterstück auf. Sie nahmen das Publikum mit in Unterrichtsszenen und eine Lehrerkonferenz an ihrer eigenen Schule während der NS-Zeit. Für ihre Aufführung haben sie Originalprotokolle der Lehrerkonferenzen ausgewertet. Außerdem spielte das Streichorchester der Bismarckschule mehrere Lieder.

Boje-C.-Steffen-Gemeinschaftsschule

Die Boje-C.-Steffen-Gemeinschaftsschule widmete sich in einer Collage aus Sprache,Bildern und Tönen dem Thema Faschismus. Ihr Beitrag endete mit einemgemeinsamen Lied, dessen Text die Jugendlichen selbst geschrieben haben.

Elsa-Brändström-Schule

Die Elsa-Brändström-Schule steuerte verteilt über die Veranstaltung mehrere Lieder bei, die sich mit den Ursachen von Ausgrenzung, Verfolgung, Wut und Hass auseinandersetzen. Die Bandbreite reichte vom hebräischen Volkslied „Enigma Eternelle“ bis zu „Nothing Else Matters“ von Metallica.

Erich Kästner Gemeinschaftsschule

An der Erich Kästner Gemeinschaftsschule haben sich die Jugendlichen mit der Widerstandsaktivistin Cato Bontjes van Beek beschäftigt. Ihrer erinnerten und gedachten sie in einer emotionalen szenischen Lesung.

Leibniz Privatschule

Die Musik AG der Leibniz Privatschule sang unter anderem für den Frieden in der Ukraine. Ihre Mitglieder beleuchteten nationalistische, rassistische Ideologien, Großmachtansprüche und Widerstand.

Freie Waldorfschule

Die Freie Waldorfschule Elmshorn thematisierte die Kriegslyrik des polnischen Dichters und Nobelpreisträgers Czesław Miłosz, der darin die Naziverbrechen an den Jüdinnen und Juden im Warschauer Ghetto aufgreift. Die Schülerinnen und Schüler trugen das Gedicht „Campo di Fiori“ vor.