430 Menschen aus Elmshorn informieren sich über Geflüchteten-Unterkunft
Seine Bitte auch an alle anderen Elmshornerinnen und Elmshorner: „Wenden Sie sich lieber an das Rathaus, als dass Sie sich bei Facebook informieren.“ Dort wurden zuletzt wieder irreführende Informationen gestreut.
Sorgen um die Sicherheit
Bei der Infoveranstaltung meldeten sich 27 Einwohnerinnen und Einwohner zu Wort. Vor allem sorgten sie sich durch die Wohncontainer für bis zu 128 männliche Geflüchtete neben dem Elmshorner Krankenhaus um ihre eigene Sicherheit und die der Kinder, insbesondere der Mädchen und Frauen. Moritz: „Gerade deswegen setzen wir in unserem Konzept so auf eine soziale Betreuung der Bewohner, auch wenn das Geld kostet – das ist es uns als Stadt wert.“ Zudem stellt die Stadt zwei Quartiermanager*innen als feste Ansprechpersonen für die Einwohnerinnen und Einwohner ein. Ihre Kontaktdaten werden auf der städtischen Internetseite hinterlegt, sobald die Stellen besetzt sind.
Polizei ist eingebunden
Bei Belästigungen, Straftaten und Co. sollte ohnehin unbedingt die Polizei kontaktiert werden, so Elmshorns Vize-Polizeichef Marcus Petersen: „Bitte sagen Sie uns das!“ Nur wenn die Polizei Kenntnis hat, kann sie geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen. Das gilt aber nicht nur in Bezug auf den neuen Wohncontainer-Standort.
Themen der Einwohner*innen
Von den Bürgerinnen und Bürgern wurden auch Themen wie eine überlastete Notaufnahme des Krankenhauses, der Familiennachzug, der angespannte Wohnungsmarkt oder die Kosten in Höhe von voraussichtlich 2,4 Millionen Euro pro Jahr für den Standort angesprochen. Auch treibt sie um, wer für Feuerschäden an den insgesamt 114 Containern aufkommt, ob es bei dem einen Wohncontainer-Standort bleibt, welchen Einfluss die Stadt darauf hat, welche Geflüchteten ihr zugeteilt werden, wie die Integration gelingt, ob die Infoveranstaltung zum richtigen Zeitpunkt angesetzt wurde oder ob die Bewohner gemeinnützige Tätigkeiten übernehmen können.
Wohnungsmarkt als Problem
„Wenn man sich in einem Land nicht auskennt ist es naheliegend, im Krankheitsfall erstmal ins Krankenhaus zu gehen“, so Moritz, der auch alle anderen Fragen sachlich beantwortete. So ist der Familiennachzug nach Anerkennung des Asylgesuchs möglich, die Geflüchteten müssen dann aber nicht in Elmshorn bleiben. Der Wohnungsmarkt ist ein Problem, er soll unter anderem durch die Neubauten im Stadtumbaugebiet entlastet werden.
Stadt will sich Kosten erstatten lassen
Die Kosten für den Wohncontainer-Standort bewegen sich im bundesweiten Vergleich sogar im unteren Feld. Sie sollen fast vollständig vom Bund und Land erstattet werden, so Moritz. Im Brandschadensfall greift eine Gebäudeversicherung. Derzeit ist kein weiterer Standort in konkreter Vorbereitung, auszuschließen ist das aber je nach Entwicklung nicht. Einfluss auf die Art der Zuweisungen hat die Stadt nur bedingt, die Container sollen aber ab Juli möglichst schnell voll belegt werden, damit die Kosten auch refinanziert werden können.
Für Integration sind alle gefordert
Grundlegende Voraussetzung für die Integration ist die Sprache, so Moritz. Daher hat die städtische Volkshochschule ihre Deutschkurse stark ausgebaut. Der Erste Stadtrat nimmt an dieser Stelle aber alle in die Pflicht: „Integration heißt Übernahme in die Gesellschaft. Das setzt eine gewisse Verantwortung der Bevölkerung voraus, auch offen für neue Menschen zu sein. Als Stadt stellen wir einen Rahmen zur Verfügung, in dem Integration gelingen kann.“ Gleichzeitig gilt, so Moritz: „Ich erwarte von Geflüchteten auch einen Integrationswillen.“ Dank einer Gesetzesänderung können diese nun auch leichter für gemeinnützige Tätigkeiten eingesetzt werden. In Elmshorn soll dies zunächst auf freiwilliger Basis geschehen, so Moritz.
Tag der offenen Tür geplant
Zum Zeitpunkt der Infoveranstaltung sagt er: „Mir ist das sogar noch fast zu früh.“ Denn noch sind nicht alle Verträge unterschrieben und noch ist viel im Fluss. „Und wenn wir eine Veranstaltung machen, dann sollen die Zahlen auch belastbar sein“, betont Moritz. Vor Inbetriebnahme des Standorts soll es einen Tag der offenen Tür geben, damit sich jede und jeder selbst ein Bild von den Wohncontainern machen kann. Der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.
Hintergrund
Um alle geflüchtete Menschen, die der Stadt Elmshorn vom Land Schleswig-Holstein über den Kreis Pinneberg zugewiesen werden, unterbringen zu können, plant die Stadt einen Standort mit Wohn- und Aufenthaltscontainern für geflüchtete Menschen. In Betrieb genommen werden soll er voraussichtlich im Juli 2024. Bis zu 128 Personen können hier untergebracht werden, darunter bis zu acht Personen mit Behinderungen.
WG-Konzept
Vorgesehen sind Wohngemeinschaften aus jeweils acht Personen, die sich jeweils sechs Container mit Schlafgelegenheiten, Küchenzeilen und Bädern teilen. Pro Person stehen acht Quadratmeter zur Verfügung. Für die Reinigung der WG-Räume sind die Bewohner selbst zuständig. Weitere Gemeinschafts-Container stehen fürs Wäschewaschen und Trocknen, für die Religionsausübung und als Versammlungsraum mit Sportecke bereit. Sport im Freien wird ebenfalls möglich sein.
Bewohner mit Bleibeperspektive
Einziehen werden erwachsene Männer mit Bleibeperspektive – Familien und andere Personengruppen sollen weiterhin in dezentralen Wohnungen untergebracht werden. Das durchdachte Konzept beinhaltet auch einen Sicherheitsdienst sowie Betreuungspersonal vor Ort. Mit diesen Aufgaben sollen Drittanbieter beauftragt werden. Deren Mitarbeitende kümmern sich in enger Abstimmung mit der Stadt um das Unterkunftsmanagement, die Einhaltung der Hausordnung und den ordnungsgemäßen Zustand der Liegenschaft. Zugleich bieten sie den Bewohnern Hilfestellung, Beratung und Informationen zu Integrationsmaßnahmen. Schnittstelle der Bewohner, des betreuenden Personals und der Nachbarschaft zur Verwaltung sind zwei städtische Quartiersmanager*innen.
Stadt mietet
Die Erschließung und Bebauung des Standorts übernimmt ein privater Investor, von dem die Stadt das Objekt anmietet. Das geht deutlich schneller, als eigene Standorte zu entwickeln.