Häuser erzählen Geschichten: zweite Haustafel eingeweiht
„Mein Großvater hat so ein ähnliches Haus gebaut, das steht in der Klaus-Groth-Promenade“, sagt Hahn. „Er nannte das den typischen Elmshorner Baustil ungefähr zwischen 1870/71 und 1914 – vorne Paris mit prächtiger Fassade und hinten Sparrieshoop mit Hühnerstall, Schweinen und Garten.“
Hotel für Bauern aus der Marsch
Im Fall des Hotels waren das ein Pferdestall und Unterstellmöglichkeiten für Fuhrwerke. Denn Johannes C. Mangels, der auf dem rückwärtigen Grundstücksteil an der Krückau auch eine Gerberei betrieb, zielte auf Bauern aus der Marsch ab, die Geschäfte in Hamburg zu verrichten hatten.
„Seine Idee war, dass sie hier nächtigen sollten, dann mit der Bahn nach Hamburg und zurück fuhren und dann noch einmal im Hotel nächtigten, bevor sie auf ihre Höfe heimkehrten“, erklärt Dieter Mangels mit Blick auf den direkt nebenan gelegenen Bahnhof.
Ungewohnter Luxus
Die Hotelgäste, die im ersten und zweiten Stock untergebracht waren, genossen den für die damalige Zeit ungewohnten Luxus fließenden Wassers in jedem Zimmer, einer funktionierenden Toilettenspülung und einer Zentralheizung. Möglich machte das ein großer Wasserbehälter im obersten Stockwerk, erzählt Dieter Mangels.
Raum für Familie und Personal
Den dritten Stock bewohnte die Großfamilie bestehend aus Johannes C. Mangels, seiner zweitenFrau, ihren sieben Kindern sowie den drei Kindern aus erster Ehe.
Für das Personal, die Küche und das Lager standen Räumlichkeiten im Keller zur Verfügung.
Verschiedenste Vor- und Nachnutzungen
Vor dem Bau des Hotels standen an selber Stelle erst das Spritzenhaus der Feuerwehr und dann eine Trinkhalle. Nach Aufgabe des Hotelbetriebs im Jahr 1937 folgten verschiedene Nutzungen.
In den oberen Stockwerken entstanden Wohnungen, im Erdgeschoss zogen in den folgenden Jahrzehnten unter anderem eine Notar- und Anwaltspraxis, eine Gaststätte, der Spielwarenhandel Kehr, diverse weitere Einzelhandelsgeschäfte, die Massagepraxis Mangels, Organisationen wie die Brücke und die Diakonie oder auch das Büro der Grünen und aktuell ein Kosmetikstudio ein.
Ein besonderes Gebäude
„Dieses Gebäude ist schon etwas Besonderes, auch wenn es nicht denkmalgeschützt ist“, sagt Bürgervorsteher Hahn. Genau solche Gebäude sollen im Zuge des Projektes „Häuser erzählen Geschichten“ mit Haustafeln ausgestattet werden.
Haustafel bei der Stadt beantragen
Für die Menschen, in deren Eigentum das jeweilige Haus ist, sind die Tafeln kostenlos, sie müssen sie lediglich beim Amt für Kultur und Weiterbildung beantragen. Mehr dazu unter:
Erste Haustafel am Sandberg 62
Die erste Elmshorner Haustafel hängt übrigens seit März 2023 im Sandberg 62 an der 1884 erbauten alten Schmiede.
Die heutige Eigentümerin Marsha Hegeler, die ebenfalls am Mittwoch vor Ort war, freut sich, die Tafel installiert zu haben: „Es bleiben wirklich viele Leute stehen und lesen.“