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Datum: 20.12.2011

Ballwerferin

Ballwerferin steht seit 50 Jahren vor dem Kreishaus

Elmshorn / Pinneberg. 50 Jahre stand sie vor dem Kreishaus am Drosteipark in Pinneberg. Im Oktober zog sie um, die Ballwerferin. Nun steht sie vor dem Haus Nummer 11 an der Kurt-Wagener-Straße, dem neuen Kreishaus in Elmshorn. Doch woher kommt sie? Warum steht sie da? Und was hat sie mit der Kreisverwaltung oder Kreispolitik zu tun, die Ballwerferin – eine Skulptur. Diese Fragen stellt sich vielleicht der eine oder andere Besucher, dem die Skulptur vor dem Haupteingang auffällt.

Um die Fragen nun zu beantworten, führt der erste Weg zum Hausherrn. Schließlich sollte man im Haus Nummer 11 an der Kurt-Wagener-Straße wissen, was vor der Tür steht. Doch das Ergebnis ist dürftig. Genau sieben Zeilen gibt es in irgendeinem Archiv des Hauses über das Kunstwerk. Dabei wird auf das Jahrbuch des Kreises Pinneberg von 1984 verwiesen. Dort steht, dass der Künstler Ludolf Albrecht die Skulptur geschaffen hat. "Das Modell soll bereits 1938 entstanden sein“. Als Aufstellungszeitraum nennt die Kreisverwaltung "um 1960“.

 In einem weiteren Hinweis heißt es, die Figur sei zunächst 1961 zur Bundesrosenschau in Uetersen ausgestellt worden. Danach habe sie ein Gönner dem Kreis Pinneberg geschenkt. Mehr weiß man im Kreishaus nicht. Auch einen Namen für die Skulptur hat man nicht parat. Weitere Recherchen im Internet geben mehr Antworten, insbesondere über den Künstler Ludolf Albrecht. Der Bildhauer und Goldschmied wurde am 16. Januar 1884 in Haigerloch südlich von Stuttgart geboren und starb 1955 in Hamburg oder Schenefeld. Er gehörte der 1919 gegründeten Hamburgischen Sezession an, die sich 1933 auflöste, da die Nazis verlangten, jüdische Mitglieder auszuschließen. Laut einem Internet-Beitrag von Stefan Fix, der für die Homepage presserechtlich verantwortlich zeichnet, biederte sich Ludolf Albrecht aber den Nazis an, denunzierte Kollegen und hoffte, "die Position eines kulturpolitischen Beraters des neuen Regimes“ einnehmen zu können.

Die Werke Albrechts sind entsprechend. So stehen vor der Neulandhalle im Dieksanderkoog, sie wurde 1935 eingeweiht, zwei monumentale Figuren "Bauer und Soldat“. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof befindet sich eine in Granit geschlagene Skulptur. Hervorgehoben ist eine Frau, die  "Mutter Erde“ darstellen könnte und links und rechts von sich je ein Menschenpaar, erschöpft, hält. Das die Skulptur vor dem Kreishaus Ballwerferin heißen könnte, impliziert die Figur selbst. Bestätigt fühlt sich der Betrachter, wenn er das männliche Gegenstück, abgebildet im Internet, sieht. Es heißt der Ballwerfer und soll vor einer Schule in Hamburg stehen.

Ludolf Albrecht setzte seine künstlerische Karriere nach dem 2. Weltkrieg ohne Unterbrechung fort. 1951 gründete er die Künstlergilde Pinneberg. Albrecht lebte damals im Kreis Pinneberg, und zwar in Schenefeld. Auf der Homepage der Gilde steht nichts über den Gründer oder Mitbegründer. Es heißt lediglich: Die Künstlergilde Kreis Pinneberg e.V. wurde 1951 als erster Zusammenschluss bildnerischer Künstlerinnen und Künstler im Kreis Pinneberg gegründet.

Autor*in: Ulrich Lhotzky-Knebusch