Bismarck: Elmshorns 1. Ehrenbürger
Elmshorns erster Ehrenbürger ist ein Bürger aus hohem Hause. Otto Eduard Leopold von Bismarck wurde am 1. April 1815 als Kind des Gutsbesitzers Ferdinand von Bismarck und dessen Frau Wilhelmine in Schönhausen (Altmark) geboren. Am 14. Juli 1867 wird der Jurist Kanzler des unter preußischer Führung gegründeten Norddeutschen Bundes. Am 21. März 1871 wird Bismarck in den erblichen Fürstenstand erhoben und zum ersten Reichskanzler des neu gegründeten Deutschen Reichs ernannt. Seine Ämter als preußischer Ministerpräsident und Außenminister hält er bei.
Doch wann und warum wurde Otto von Bismarck Elmshorns erster Ehrenbürger?
Die Antwort auf diese Frage steht nicht in der Kartei „Ehrenbürger Bismarck“ im Elmshorner Rathaus. Also beginnt die Suche des www-Stadtschreibers.
Bekannt ist: Im Flur des Elmshorner Rathauses hängt ein Bild aller Ehrenbürger. Vielleicht gibt es einen brauchbaren Hinweis, um eine Recherche zu starten und erfolgreich zu beenden.
Unter dem Foto gibt es in der Tat einen Hinweis: Dort steht, Bismarck wurde 1895 Ehrenbürger.
Im städtischen Archiv gibt es alte und digitalisierte Zeitungsausgaben der Elmshorner Nachrichten. Mal schauen, was sich so ergibt. Beim Blättern merkt man aber, die Suche wird schwierig. Außerdem gibt es nur die Ausgaben ab Juli 1895.
Es kommen Gedanken über Protokolle von Kollegiumssitzungen auf. Schließlich muss das Kollegium die Verleihung der Ehrenbürgerrechte beschlossen haben.
Ja, es gibt Sitzungsprotokolle aus dem Jahr. Das Protokollbuch ist schnell zur Hand. Doch, wer soll die Schrift lesen können? Es muss sich um die Kurrentschrift handeln. Sehr schön „gemalt“, doch im 21. Jahrhundert recht unbekannt und daher schwer zu lesen. Ein großes und schwungvolles B ist aber schnell ausgemacht. Also werden die Protokolle nach großen B-Buchstaben „durchsucht“. In der Sitzung vom 17. Mai 1895 gibt es ein B, dem ismarck folgt. Zu entziffern ist, dass Fürst Otto von Bismarck mitgeteilt hat, die Ehrenbürgerschaft anzunehmen.
Wenn dies im Protokoll steht, muss es auch um diese Zeit in einer Zeitung gestanden haben. Gefunden werden im städtischen Archiv Ausgaben der Elmshorner Zeitung (Organ der freisinnigen Partei im 6. schleswig-holsteinischen Reichstagswahlkreise) aus der ersten Hälfte des Jahres 1895. Und schließlich wird die entscheidende Nachricht in der Ausgabe vom 14. Mai 1895 gefunden. Eine Meldung verkündet: „Seitens des Fürsten Bismarck ist bei dem hiesigen Magistrat ein Schreiben eingegangen, worin derselbe den städtischen Kollegien für die ihm anlässlich seines 80. Geburtstages übermittelte Gratulation und für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts seinen Dank ausspricht“.
Alles klar? Nein! Denn noch ist unbekannt, wann das Kollegium die Verleihung beschlossen hat und warum. Da Bismarck die Ehrenbürgerrechte zum 80. Geburtstag bekam, muss herausgefunden werden, wann er Geburtstag hatte. Das ist schnell passiert: Der „alte Knabe“ feierte seinen 80. am 1. April 1895.
Das städtische Kollegium muss also vor dem Datum den entsprechenden Beschluss gefasst haben. Am 28. März 1985 gab es eine Sitzung und am 30. März stand in der Elmshorner Zeitung darüber unter anderem: „Hierauf ergriff Bürgermeister Thomsen das Wort zur Begründung des Magistratsantrages auf Ernennung des Fürsten Bismarck zum Ehrenbürger unserer Stadt. Alle wissen, was wir in dem Fürsten Bismarck, dem Einiger des Deutschen Reiches, bewundern. Es entspringt lediglich einer allgemeinen menschlichen Regung, wenn man sich gedrungen fühlt, ihn zu seinem demnächstigen 80. Geburtstag zu beglückwünschen, und wir können das am besten thun, indem wir ihn zum Ehrenbürger ernennen, wie das bereits viele Städte Deutschlands gethan haben. Der Fürst hat seinen Wohnsitz nicht weit von hier. Die Nachbarstädte Altona und Wandsbek haben ihn bereits zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Der Vorsitzende schlägt vor, dass wir dies auch thun und bittet um die Ermächtigung, dem Fürsten Bismarck den Beschluß der Kollegien telegraphisch zu seinem 80. Geburtstag übermitteln zu dürfen. Dieser Antrag des Vorsitzenden wird ohne Debatte von beiden Kollegien einstimmig angenommen.“
Nun ist bekannt, wann und warum Otto von Bismarck Elmshorns Ehrenbürger wurde.
Ende der Recherche.
Am 30. Juli 1898 stirbt Elmshorns Ehrenbürger Otto von Bismarck in Friedrichsruh bei Hamburg. Die Familie widersetzt sich dem Wunsch Kaiser Wilhelm II., den Leichnam nach Berlin zu überführen. Die Beisetzung findet gemäß Bismarcks Vorgaben in Friedrichsruh statt.
Ob Otto von Bismarck jemals in Elmshorn war, ist nicht überliefert.