Boje C. Steffen, "Mister Kultur" und Ehrenbürger der Stadt
Ein Jahr vor der Gründung der Elmshorner Theatergemeinschaft im Jahre 1925 kam ein gewisser Boje auf Bordesholm zur Welt. Genau am 10. April 1924. Als Zweitnamen gab das Ehepaar Steffen dem schreienden Knirps noch den Namen Christian mit auf den Weg. Doch alle nannten den kleinen Mann Boje.
Geheimnis um das C im Namen Boje C. Steffen
Jahrzehnte später gab es in Elmshorn Spekulationen über das C., das der Buchhändler Boje C. Steffen seit Ende der 40er Jahre in der Krückaustadt im Briefkopf und auf Pressemitteilungen setzte. Die Heimatzeitung machte aus dem C ein Cäsar. Bei der Verleihung der Ehrenbürgerrechte am Sonntag, 10. April 1994, also zum 70. Geburtstag, lüftete Steffen das Geheimnis und korrigierte die EN-Falschmeldung: C kommt bei Boje von Christian. Und zu Boje Christian gehört auch noch ein Bruno.
So locker und grantig-kantig-charmant wie Boje die Namensgeschichte rüberbrachte, so kannten ihn viele Elmshorner seit mehr als 40 Jahren.
Traumberuf Buchhändler nach der Lehre zum Zimmermann
Nach seinem Abitur in Plön kam er zur Marine, freiwillig. 1945, nach dem Ende des 2. Weltkrieges, begann ein neuer Lebensabschnitt und der Ex-Seeoffizier erlernte den Beruf des Zimmermanns. Da der junge Boje C. jedoch die Literatur für sich entdeckte und diese in seinem Leben nicht nur ein Steckenpferd bleiben sollte, folgte nach dem Zimmermanns-Gesellenbrief in Rendsburg eine zweite Lehre als Buchhändler. Es wurde sein Traumberuf, in dem er auch seine Traumfrau Karla fand, die er 1951 in Elmshorn heiratete.
In Elmshorn seit 1948, Geschäfstfüher der Theatergemeinschaft seit 1952
In die Stadt an der Krückau verschlug es Boje C. 1948. Fortan verbanden die Elmshorner die Buchhandlung Hellmann mit Boje C. Steffen.
Zwei Jahre war der Bordesholmer Jung in Elmshorn, als er vom Vorsitzenden der Theatergemeinschaft, dem Zeitungsverleger Dr. Hartwig Koch, gefragt wurde, ob er in seiner Buchhandlung nicht auch Karten für Theatervorstellungen verkaufen wolle. Natürlich wollte er.
Und es dauerte wiederum nur zwei Jahre, bis die Theatergemeinschaft Boje C. Steffen zum ehrenamtlichen Geschäftsführer wählte. Dies geschah im Jahre 1952. Bis Ende September 1997 blieb Boje C. Steffen auch Geschäftsführer. Der kleine Mann mit der Lesebrille auf der Nase wurde Elmshorns „Mister Kultur“.
Verabschiedung als Intendant nach 45 Jahren
In den Elmshorner Nachrichten vom 30. September 1997, also zum Abschied des „Intendanten“, stand:
"Vorn auf der Bühne setzen Stars einen Klassiker in Szene, das Publikum im Zuschauerraum folgt gespannt dem Spiel der Mimen und ganz hinten, im Halbdunkel des letzten Winkels des Saales, steht Theaterboss Boje Steffen und wacht über die Vorstellung. Von seiner Ecke aus hat der Chef alles im Blick und alles im Griff . . .“
So war es 45 Jahre lang. – Er blieb im Halbdunkeln und hatte alles im Griff.
Steffen entwickelte ein Stück Kulturleben in Elmshorn
Ohne öffentliches Theater, ohne Schaumschlägerei entwickelte er sein Theater, entwickelte Boje C. Steffen ein Stück Kulturleben in Elmshorn. Aus kleinsten Anfängen, vier Stücke pro Saison, erwuchs ein Theaterbetrieb mit mehr als 200 Vorstellungen pro Saison. Die Aufführungen gab es in einem Kino in der Peterstraße. Hier kämpfte Boje C. Steffen um einige freie Termine. Später, 1956, zog „Mister Kultur“ mit seinem Theater in das „Astoria“-Kino auf Klostersande. Dorthin, wo heute noch der Vorhang fällt.
Im Laufe der Jahre gab es viele Umbauten und Veränderungen. Boje C. Steffen hat sie alle „über die Bühne“ bekommen. Die Politik stellte sich manchmal quer, manchmal nicht. Steffen kannte sich aus. Steffen grandelte und lobte, verhandelte und zeigte sich auch dickschädelig. Am Ende hatte er „seine Vorstellung“ bekommen und trank mit den Partnern aus der Politik ein Bier – natürlich am Theatertresen.
Viele Stars lernte Boje C. Steffen kennen und war mit so manchem Bühnendarsteller befreundet, zum Beispiel mit Günther Lüders. Kult-Jazzer Chris Barber zählte zu seinen Kumpels. Sonja Ziemann, Marianne Hoppe oder Will Quadflieg gehörten zu seinen Favoriten. Das Ohnsorg-Theater-Ensemble mit Heidi Kabel kam Jahrzehnte nach Elmshorn.
Mit Geschick und viel Energie baute Boje C. Steffen das Elmshorner Theater auf. Später half ihm immer wieder seine Erfahrung und aus einem reinen Theaterbetrieb entstand ein Dienstleistungsunternehmen, das vielen Bühnen und Laiendarstellern zwei Dinge bot: Die Bretter, die die Welt bedeuten und ein wunderbares und großes Publikum.
Verdienstmedaille für Steffens ehrenamtliches Engagement im Jahr 1987
Für dieses rege und anregende Kulturleben gab Boje C. Steffen seine Freizeit. Während andere Städte in der Größenordnung von Elmshorn längst hauptamtliche Kräfte beschäftigten, organisierte Steffen das Kulturleben auf Klostersande ehrenamtlich und dies mit großem Erfolg. Dafür dankte die Stadt Elmshorn Boje C. Steffen 1987 mit der Verleihung der Verdienstmedaille der Stadt Elmshorn. In diesen Dank war die Arbeit als Kommunalpolitiker mit eingebunden. Diese ehrenamtliche Tätigkeit begann 1962 als bürgerliches Mitglied der FDP-Fraktion. Bis 1966 saß er im Kulturausschuss, danach folgte ein Sitz im Stadtverordneten-Kollegium bis 1976. In dieser Zeit arbeitete der Liberale als Vorsitzender des Schulausschusses und als ehrenamtlicher Schuldezernent. Außerdem bezog er von 1970 bis 1974 als bürgerliches Mitglied im Kulturausschuss des Kreises Pinneberg Stellung.
Bereits sechs Jahre vor der Verleihung der Verdienstmedaille, gegen deren Einführung er 1963 übrigens vergeblich wetterte, erhielt Steffen das Bundesverdienstkreuz.
Verleihung der Ehrenbürgerrechte im Jahr 1994
Sieben Jahre später beschloss das Stadtverordneten-Kollegium, nach einer knapp vierzigjährigen Pause, erstmals wieder einem Elmshorner die Ehrenbürgerrechte zu verleihen: Boje C. Steffen. Das Kollegium fasste diesen Beschluss am 10. Februar 1994.
An seinem 70. Geburtstag war es dann so weit: Während eines Festaktes in „seinem Theater“ würdigte Bürgervorsteher Georg Hansen die Verdienste Steffens und überreichte die Ehrenbürger-Urkunde. An diesem Festakt nahmen rund 300 Gäste teil.
Steffen verstarb 2008
Boje C. Steffen starb am 25. Februar 2008.
Namenspate für zwei Elmshorner Einrichtungen
Das Stadttheater auf Klostersande heißt heute Boje-C-Steffen-Haus.
Die zum Schuljahr 2009/2010 am Koppeldamm eingerichtete Gemeinschaftsschule trägt den Namen von Boje C. Steffen. Doch auf der Homepage der jeweiligen Institutionen sind keine Informationen über den Namensgeber zu finden.
Ulrich Lhotzky-Knebusch