Ein Leben für die Freiwillige Feuerwehr von Elmshorn
Im Jahr der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr von Elmshorn – 1876 – kam Paul Junge zur Welt. Sein Leben sollte von der Mitgliedschaft in der Wehr geprägt werden. 78 Jahre später, am 9. November 1954, verlieh ihm die Stadt Elmshorn die Ehrenbürgerrechte.
Der Sohn von Otto Junge, Färbereibesitzer und Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr von Elmshorn, trat 1903 der Wehr bei. Vom ersten Tage seiner Mitgliedschaft an war er ein besonders aktiver „Blaurock“. Sein Vater, von 1904 bis 1906 Hauptmann der Wehr, diente ihm als Vorbild.
1920 ernannte ihn der damalige Hauptmann Friedrich Lienau zum Zugführer. Fünf Jahre später, am 4. April 1925, wählten ihn die Kameraden zum Wehrführer. Am 19. Juni 1932 wurde Paul Junge Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, am 10. Oktober 1932 Kreisbrandmeister und am 16. September 1933 stellvertretender Vorsitzender des Provinzialfeuerwehrverbandes.
Abberufung 1937 aus Altersgründen
Wehrführer war Junge bis zu seiner Abberufung im Jahre 1937 aus Altersgründen.
Damals, am 18. April 1937, stand in den Elmshorner Nachrichten:
. . . Der Bürgermeister bedauerte, daß er nicht den ganzen Verlauf der Versammlung miterleben konnte. Die heutige Versammlung sei insofern von besonderer Bedeutung für die Elmshorner Freiwillige Feuerwehr, weil ein Wechsel in der Leitung eintrete. Paul Junge sei nach dem Feuerlöschgesetz wegen Erreichung der Altersgrenze gezwungen, sein Amt niederzulegen. Seine Abschiedsstunde sei heute. Er rufe ihm ein Lebewohl zu, verbunden mit einem Dank für alles, was er für die Freiwillige Feuerwehr Elmshorn getan habe. Die Elmshorner Wehr gehöre zu den schlagkräftigsten in der Provinz. Paul Junge sei treu in die Fußstapfen seiner Vorgänger getreten. Er habe die Schlagkraft der Wehr hochgehalten und die Erfolge seien nicht ausgeblieben. Hauptbrandmeister Heinrich Tonner ernannte den scheidenden Wehrführer Paul Junge zum Ehren-Wehrführer. Der starke Beifall der Kameraden bewies, daß alle damit freudig einverstanden waren.
1940 aus Personalmangel Wiedereintritt
Der Zweite Weltkrieg sollte aber dazu führen, dass Paul Junge wieder an die Spitze der Wehr trat und dies für eine längere Amtszeit als seine erste, die zwölf Jahre dauerte.
Aus Personalmangel trat Paul Junge am 26. Mai 1940 wieder in den aktiven Dienst der Wehr als Wehrführer ein. Dies blieb er bis kurz vor seinem 78. Geburtstag. Junge war damit wohl der älteste Wehrführer in Deutschland. Arthur Fehrs löste Junge am 24. Juni 1954 ab. Knapp ein Jahr zuvor erhielt Paul Junge aus Anlass seines 50-jährigen Dienstjubiläums bei der Elmshorner Feuerwehr das Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Der damalige Innenminister des Landes Schleswig-Holstein, Dr. Dr. Pagel, verlieh ihm diese Auszeichnung im Namen des Bundespräsidenten Theodor Heuss.
Über diesen Jubeltag schrieben die Elmshorner Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 6. August 1953:
Die Freiwillige Feuerwehr Elmshorns beging gestern einen Festtag. Ihr Wehrführer, Paul Junge, verzeichnete die 50. Wiederkehr des Tages, an dem er in den aktiven Dienst des Feuerlöschwesens eintrat. Es war wohl einer der stolzesten Augenblicke dieses um das Wohl seiner Heimatstadt hochverdienten Mannes, als er am Vormittag in Kiel in Anwesenheit des Bürgermeisters Ulbrich aus der Hand des Innenministers Dr. Dr. Pagel das ihm vom Bundespräsidenten verliehene Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik entgegennehmen durfte. Der Bürgermeister erinnerte besonders an die Verdienste Paul Junges während der Elmshorner Katastrophentage. Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes, Mathießen, verlieh dem Jubilar die Ehrenmitgliedschaft des Landesverbandes. Weit mehr als tausend Elmshorner säumten am Abend die Straßen, als die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr mit einem Fackelzug ihren Wehrführer ehrten. Salutierend nahm Paul Junge vor seinem Hause den Vorbeimarsch ab. Mit klingendem Spiel marschierte die Wehr dann zu einem Herrenabend in den Gasthof „Drei Kronen“.
Ehrenbürgerschaft zum endgültiger Abschied am 9. November 1954
Zum endgültigen Abschied aus der Wehr erhielt Paul Junge am Vorabend seines 78. Geburtstages, am 9. November 1954, von der Stadt Elmshorn das Ehrenbürgerrecht verliehen. Damit würdigte die Stadt den jahrzehntelangen Einsatz eines Bürgers für seine Heimatstadt. Während der Verleihung hielt Heimatforscher und Ehrenbürger Konrad Struve einen Vortrag über die Geschichte der Wehr. Der Heimatdichter Ernst Behrens trug ein Persönlichkeitsbild des Geehrten in Versform vor.
Junge verstarb am 30. Oktober 1950
Am 30. Oktober 1959 starb Paul Junge. In den 60er Jahren benannte das Kollegium eine Straße nach Paul Junge – eine postume Ehrung.