Ein Leben für die Heimatgeschichte
Konrad Struve kam 1892 als Lehrer nach Elmshorn
Einer der beliebtesten Bürger der Stadt Elmshorn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erblickte am 15. September 1869 in einem kleinen Dorf, das zum adligen Gut Sierhagen gehörte, das Licht der Welt: Konrad Wulf Heinrich Struve. Die ländliche Idylle des Dorfes Kassau bei Neustadt in Holstein verließ Konrad Struve 1892 für immer. Damals kam er als junger Lehrer nach Elmshorn und unterrichtete an der 3. Mädchenvolksschule (der heutigen Grundschule an der Hafenstraße).
In der Krückaustadt wirkte der bescheidene und sehr fleißige Heimatforscher bis zu seinem Tode im Jahre 1957.
Die umfangreichen Archivunterlagen über den verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Elmshorn, nach dem sowohl das Heimatmuseum als auch eine Straße benannt wurde, lassen am Ende des Studiums zwei Schlussfolgerungen zu:
Konrad Struve muss ein sehr sympathischer und bis ins hohe Alter fleißiger Mann gewesen sein.
50 Jahre Heimatforschung
Konrad Struve war im positiven Sinne heimatverbunden und arbeitete rund 50 Jahre konsequent auf dem Gebiet der Heimatforschung.
Struve wurde als 10. Kind des Lehrers Joachim Detlev Struve und seiner Frau Mathilde, geborene Petersen, in Kassau geboren. Er selbst hat einmal in seinen Lebenserinnerungen geschrieben, dass von seinen ersten Lebenstagen an, „feste Beziehungen zu der ländlichen Umwelt“ bestanden, „deren Eindrücke mir die sichere Grundlage meiner Vorstellungs- und Empfindungswelt vermittelt haben. Ihnen verdanke ich die innere feste Verbundenheit mit der Natur“.
Der Heimatforscher wuchs im Schulhaus des Dorfes auf. Es war umgeben von einem großen Garten mit vielen Obstbäumen. Die Familie hatte auch Kühe und anderes Viehzeug, um welches sich die Kinder kümmern mussten.
Den ersten Unterricht erhielt Konrad Struve von seiner Mutter. Und als er mit fünfeinhalb Jahren in die Schule kam, konnte er bereits lesen. Viel gelernt hat er nach eigenen Worten nicht unbedingt in der Schule, sondern abends bei seinem Vater, wenn im eigenen Haus nach dem Abendessen der Unterricht für die Präparanden und für die größeren Kinder begann. Dieser Abendunterricht muss sehr wirksam gewesen sein, denn gemeinsam mit zwei weiteren Brüdern konnte Konrad Struve auf den Besuch einer Präparandenanstalt verzichten. So kam es, dass Konrad Struve bereits mit 17 Jahren das Lehrer-Seminar in Uetersen besuchte. 1889 bestand er seine erste Lehrerprüfung und erhielt eine Anstellung in seinem kleinen Heimatort Kassau.
Lehrer bis zur Pension 1932
Der entscheidende Ortswechsel folgte mit der Versetzung 1892 nach Elmshorn. Bis 1894 unterrichtete Struve an der 3. Mädchenvolksschule, von 1894 bis 1906 zunächst als Volksschullehrer und später als Realschullehrer an der Realschule. Danach kehrte Struve als Rektor wieder an die Schule Hafenstraße zurück. Zwischendurch absolvierte er verschiedene Seminare in Berlin und seine Rektorenprüfung. Im Jahre 1932 ging er in Pension.
Berichte zur Heimtgeschichte in den Elmshorner Nachrichten
In seinem Unterricht befasste sich Struve mit der Geschichte der Stadt Elmshorn. Früh begann er, für die Elmshorner Nachrichten Berichte über die Heimatgeschichte zu schreiben. Am 1. Oktober 1911 ernannte ihn der damalige Verleger Emil Koch zum Schriftleiter für die neue monatliche Beilage „Aus der engeren Heimat“.
Konrad Struve arbeitete „für seine Heimat“ über Jahrzehnte ehrenamtlich. So war er im Heimatbund „Elveshörn“, Archivpfleger für den Kreis Pinneberg und noch Ende 1938 rief die Stadt Elmshorn zur Mitarbeit bei der Kultur- und Gemeinschaftspflege auf.
Zehn Bände "Geschichte der Stadt Elmshorn"
Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen die zehn Bände „Geschichte der Stadt Elmshorn“. An diesen Heften arbeitete Struve mehr als zwei Jahrzehnte. Sie erschienen zwischen 1935 und 1956.
Heimatliche Erinnerungsstücke wurden aufbewahrt
Viele Jahre arbeitete Struve auch für ein Heimatmuseum. Manche wertvollen heimatlichen Erinnerungsstücke lagerten auf dem Dachboden der Bismarckschule. Hier ordnete, erfasste und zeigte Struve immer wieder interessierten Bürgern die unzureichend untergebrachte Sammlung - natürlich nur, wenn es die Witterungsverhältnisse erlaubten, also vom Frühjahr bis zum Herbst.
Verleihung einer Ehrenbürgerschaft in 1944 noch nicht möglich
Die ersten Gedanken darüber, wie die Stadt diesen heimatverbundenen Geschichtsschreiber ehren könnte, kamen während des Zweiten Weltkrieges aus Anlass seines 75. Geburtstages auf. In einem Vermerk der Verwaltung über eine Besprechung mit den Beigeordneten vom 13. September 1944 heißt es:
„Der Bürgermeister teilt mit, dass die Prüfung ergeben habe, dass die Verleihung des Ehrenbürgerrechts sowie die Benennung einer Straße nach Struve nach den bestehenden Bestimmungen während des Krieges verboten ist.“ Daher blieb es bei einer schlichten Feierstunde mit der Übergabe einer Kassette „in künstlerischer Ausführung“, die zahlreiche Glückwunschadressen enthielt. Außerdem schenkte die Stadt Struve ein Bild des Malers Husfeldt.
An der Feierstunde am 15. September ab 11 Uhr im Gefolgschaftsraum der Stadtwerke in der Westerstraße nahmen viele bekannte Persönlichkeiten teil, unter anderem: Kreiskulturhauptstellenleiter Kummerfeld aus Elmshorn, die Stadträte Bull, Diercks, Kölln und Bindemann, die Ratsherren Valentin Ebsen, Rudolf Horstmann, Willi Mohr, Hans Storm und Albert Thormählen, Professor Wilhelm Petersen, Professor Fritz Höger, Emil Koch, Obersturmführer Hölck aus Elmshorn und der Kunstmaler Hermann Wehrmann aus Glückstadt.
Bericht der Elmshorner Nchrichten zum 75. Geburtstag Struves
Aus Anlass des 75. Geburtstages schrieb Verleger Emil Koch in den Elmshorner Nachrichten am 15. September 1944 unter anderem:
Reich und mannigfaltig ist das Schaffen Konrad Struves. An erster Stelle steht die „Geschichte der Stadt Elmshorn“. Hier ist das grundlegende Werk geschaffen über Ursprung, Werdegang und Geschichte unserer Heimatstadt. Nicht oberflächlich ist hierbei vorgegangen worden. Stein auf Stein wurde zusammengetragen; aber alles gewissenhaft geprüft.
Konrad-Struve-Museum und Ehrenbürgerschaft in 1952
Unmittelbar nach dem Krieg bemühte sich Konrad Stuve um eine neue Bleibe für seine Sammlung über die Geschichte Elmshorns. Doch es war nicht einfach, ein Heimatmuseum zu finden. 1947 wird Struve in einem Vermerk der Hauptverwaltung empfohlen, „ohne irgendwie Ihren Entschließungen vorzugreifen“, den Saal des Gewerkschaftshauses für eine Ausstellung aller Gegenstände zu nutzen. Die Gewerkschaftsvertreter hatten diesem Vorschlag des Hauptausschusses zugestimmt.
Doch 1952 war es dann endlich soweit: Die Einweihung eines würdigen Raumes „für die von Herrn Rektor Struve in einem ganzen Menschenleben zusammengetragenen Altertümer“ stand bevor (Verwaltungsnotiz vom 10. Juni 1952).
Am 17. Juli 1952 beschloss der Magistrat der Stadt Elmshorn dann einstimmig, das Museum „nach dem Rektor i. R. Konrad Struve „Konrad-Struve-Museum“ zu benennen. Außerdem beschlossen die Stadträte, „Herrn Struve am Tage der Einweihung des Museums die Ehrenbürgerrechte“ zu verleihen.
Was der Magistrat beschloss, bestätigte das Stadtverordneten-Kollegium am 21. August 1952 einstimmig unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nach der Beschlussfassung, so das Protokoll, wird die Öffentlichkeit wieder hergestellt. Und weiter heißt es: „Die Presse ist um Verschwiegenheit gebeten, bis der Bürgermeister die Erlaubnis zur Veröffentlichung gibt.“
Am 17. September 1952 fand schließlich die Einweihung des „Konrad-Struve-Museums“ statt, und der 83-jährige Heimatforscher bekam die Ehrenbürgerrechte verliehen. Den Ehrenbürgerbrief hatte ein Freund des Geehrten, der Maler Professor Wilhelm Petersen, entworfen.
Bericht der Elmshorner Nachrichten zur Einweihung des Konrad-Struve-Museums
Die Elmshorner Nachrichten schrieben in ihrer Ausgabe vom 18. September 1952 über diese Einweihung unter anderem:
"Vor dem Heimatmuseum in Drückhammers Gang versammelten sich gestern vormittag mit den Spitzen der Behörden viele Gäste aus der Elmshorner Industrie, aus Handel und Handwerk, um das neue Gebäude des Heimatmuseums seiner Bestimmung zu übergeben. Ein strahlender Spätsommertag gab den festlichen Rahmen, als das 83jährige Geburtstagskind mit seiner Ehefrau auf den geschmückten Stühlen vor der Tür Platz nahm und Bürgermeister Ulbrich das so lange versprochene Geschenk dem verdienten Forscher und Sammler zur Verfügung stellte.
Der Dank des Bürgermeisters galt den vielen Spendern, vor allem aber dem Kaufmann Georg Nielsen, der durch unermüdliche Tatkraft und durch unendliche Kleinarbeit zwei Fünftel der Kosten für den Bau aufgebracht habe. Da sei es für die Stadt eine Ehrenpflicht gewesen, die restlichen drei Fünftel beizusteuern, als Zeichen der Dankbarkeit einem Mann gegenüber, der ein ganzes langes Menschenleben im Dienst der Heimat gestanden habe."
Konrad Struve starb an 5. November 1957
Wenige Monate vor seinem Tode, am 5. November 1957, würdigte die Stadt Elmshorn die Arbeit des Heimatforschers durch ein Ehrengeschenk. Nach Fertigstellung des 10. und letzten Heftes der „Geschichte der Stadt Elmshorn“ beschloss der Kulturausschuss, die zehn Hefte als ein Werk in Kalbsleder binden zu lassen. Diesen Einband, malerisch gestaltet von Professor Wilhelm Petersen, erhielt Konrad Struve im Frühjahr 1957.
Nach einem Schlaganfall und vorangegangenen Kreislaufstörungen, verbunden mit körperlicher Schwäche, starb Konrad Struve am 5. November 1957 im 89. Lebensjahr.
Konrad-Struve-Straße seit 1958
Knapp ein Jahr später beschloss das Stadtverordneten-Kollegium am 26. August 1958, eine Straße nach Konrad Struve zu benennen.