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Datum: 22.03.2023

Zum Weltwassertag 2023: Grundwasser im Wandel

Eine Geschichte, die von der Ketschua-sprechenden Bevölkerung aus Peru überliefert wurde, bildet neben dem Motto „Accelerating Change“ – „Den Wandel beschleunigen“ den thematischen Rahmen in 2023 für den von den UN ausgerufenen Weltwassertag. Er findet jedes Jahr am 22. März statt und thematisiert die Qualität aber auch Probleme mit einer unserer natürlichen Lebensgrundlagen – dem Wasser.

Die Geschichte: Es war ein schöner friedlicher und sonniger Tag im Wald, bis ein Feuer ausbrach und die Flammen hoch schlugen ließ. Es breitete sich rasant aus und alle Tiere verließen so schnell es ihnen möglich war den Bereich der großen Hitze. Aus sicherer Entfernung blickten sie voller Entsetzen und Traurigkeit in die Flammen. Aber ein kleiner Kolibri war nicht erstarrt, sondern flog über ihre Köpfe hinweg wieder und wieder hinüber zum Feuer. Verdutzt blickten sie dem kleinen Tier nach und fragten schließlich, was es dort tat. „Ich hole Wasser vom See und helfe die Flammen zu bekämpfen.“. Da lachten die Tiere und erwiderten: „Du kleiner Vogel kannst doch nicht das Feuer löschen.“. Doch der Kolibri ließ sich nicht irritieren und rief ihnen aus dem Flug zu: „Ich tue, was ich kann.“. Mit jedem noch so kleinen Tropfen half er dem Problem Herr zu werden und zeigte den Einsatz, den er sich von allen Tieren wünschte.

Nationale Wasserstrategie verabschiedet

Zeitlich passend zu diesem Jahrestag konnte am 15. März 2023 die Nationale Wasserstrategie im Bundeskabinett verabschiedet werden. Nach 4,5 Jahren intensivem Austausch durch den Nationalen Wasserdialog mit Bürger*innen verschiedenen Alters, Fachleuten, Verbänden, Kommunen und Ländern entstand eine krisenfeste Strategie mit Aktionsprogramm für unser Wasser. Das Bundesumweltministerium verfasste mit Blick auf das Jahr 2050 die Grundlage für ein nachhaltiges Management unserer Wasserressourcen und den Schutz unserer Gewässer. In der Nationalen Wasserstrategie gilt der Fokus den Themen naturnaher Wasserhaushalt, Reduktion von Stoffeinträgen, effektives Datenmanagement, Verbindung der Wasser-, Energie- und Stoffkreisläufe sowie der nachhaltigen Flächennutzung, Gewässerbewirtschaftung und Entwicklung der Wasserinfrastrukturen. Nachdem im städtische Beitrag zum Weltwassertag im vergangenen Jahr die Entstehung, Nutzung und Risiken des Grundwassers vorgestellt wurden, bildet der diesjährige Artikel die aktuellen und zukünftigen Schwierigkeiten der Ressource ab.

Wasserverfügbarkeit zunehmend im Mittelpunkt

Auch wenn bisher in Deutschland Wasserstress (Wasserentnahme über 20 Prozent der langfristig erneuerbaren Wasserressourcen) kein flächendeckendes Problem war, so rückt durch die trockenen Sommer 2018, 2019, 2020 und 2022 die Frage der langfristigen Wasserverfügbarkeit mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Im langjährigen Mittel stehen bundesweit 176 Milliarden Kubikmeter Wasser als erneuerbare Ressource zur Verfügung. Eine Gegenüberstellung der Zeiträume 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 zeigt bereits eine Reduktion des Wertes um zwölf Milliarden Kubikmeter. Der Blick auf die einzelnen Jahre 2018 und 2020 weist mit 60 Milliarden Kubikmetern Differenz auf noch gravierendere Veränderungen hin. Doch welche Entwicklungen führen zu dem Rückgang?

Wassermanagement gefordert

Auf der einen Seite stehen die Prozesse, die zur Grundwasserneubildung beitragen. Den Gegenspieler übernimmt die vielfältige Nutzung und Entnahme des Wassers. Im Jahr 2019 wurde eine Wasserentnahme von insgesamt 20 Milliarden Kubikmetern aus den Grund- und Oberflächengewässern registriert. Dabei entfielen 44,2 Prozent auf die Energieversorger, jeweils 26,8 Prozent auf das verarbeitende Gewerbe und die Wasserversorgung sowie 2,2 Prozent auf die Landwirtschaft.  Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Wasserversorger zum Großteil Grund- und Quellwasser fördern und die Energieversorger hauptsächlich auf Flusswasser zurück greifen. Doch alle diese Werte sind nicht statisch und bedürfen eines zukunftsgewandten Wassermanagements. In der Industrie stehen die Zeichen mehr denn je auf Fortschritt und Ressourcenschonung. Einerseits verlangen es die rechtlichen Rahmenbedingungen und Kunden und andererseits wird es aufgrund von höheren Bezugskosten notwendig. Aber auch die Wasserversorger müssen sich nachhaltig aufstellen. Viele haben bereits Wasserbedarfsprognosen und Anpassungsstrategien entwickelt. Ihre auf lange Nutzungszeiträume ausgelegte Wasserinfrastruktur gilt es, auf weiterhin sinkenden Pro-Kopf-Verbrauch, das Bevölkerungswachstum in Ballungszentren und den Mehrbedarf bei ländlichen Bewässerungseinrichtungen auszurichten. Darüber hinaus muss jedoch auch den klimatischen Veränderungen Rechnung getragen werden. Die vor allem in den Sommermonaten zu erwartenden langen Trockenperioden führen neben dem steigenden Meeresspiegel (2 bis 4 Millimeter pro Jahr) zu Qualitätsveränderungen im Rohwasser. Dies erfordert vor der Kulisse des sinkenden Wasserbedarfs im Jahresdurchschnitt und des steigenden Spitzenverbrauchs in den niederschlagsarmen Monaten eine zukunftsfähige Lösung.

Neubildung der Ressourcen

Mit dem Niederschlag erfolgt sogleich der thematische Wechsel zu den Faktoren für die Neubildung der Wasserressourcen. Ihre Regeneration steht in Abhängigkeit zu der Verdunstung, Speicherung, den Zu- und Abflüssen und natürlich den Niederschlägen. Um jeden einzelnen dieser wichtigen und voneinander abhängigen Bausteine zu stärken, bedarf es eines möglichst naturnahen und regionalen Wasserhaushaltes. Darunter ist unter anderem zu verstehen, dass der anstehende gewachsene Boden so wenig wie möglich gestört beziehungsweise zerstört wird. So kann er seine speichernde, reinigende und ableitende Funktion bestmöglich wahrnehmen und trägt damit zur Pufferung der Auswirkungen von trockenen und sehr wasserreichen Perioden bei.

Problem Versiegelung

Eine der häufigsten Schädigungen der Bodenzone erfolgt durch Bebauung und Versiegelung. Durch sie wird nicht nur das funktionale Gefüge zerstört, sondern auch die Fähigkeit zur Wasserspeicherung, -verdunstung und -ableitung. Diese Anteile fehlen folglich im kleinräumigen und großräumigen Wasserkreislauf (siehe Beitrag zum Grundwasser), sodass damit eine Reduktion der Grundwasserneubildung, der Wolkenbildung, des Niederschlags und der Überhitzung der Quartiere einhergeht. Natürlich spielt in diesen Entwicklungen auch der Klimawandel eine große Rolle. Der aktuelle Klimareport für Schleswig-Holstein (2017) geht von einer zehnprozentigen Zunahme des Jahresniederschlags im Vergleich zum Bezugszeitraum 1971 bis 2000 aus, wobei sich ein Schwerpunkt im Winter sowie ein Mangel im Sommer abzeichnet. Dies führt in den kalten Monaten zu einer starken Sättigung der Bodenzone und großen Oberflächen- und Gewässerabflüssen. In den warmen Monaten sind die Niederschläge häufig in Starkregenereignissen konzentriert und treffen auf ausgedörrte Böden, die wesentlich mehr zum oberflächlichen Abfluss als zur Versickerung beitragen. Dennoch reichen die im Winter gebildeten Depots in Kombination mit dem sommerlichen Niederschlag nicht aus, um langfristig alle Interessen gleichwertig bedienen zu können.

Direkte Betroffenheit


In den vergangenen Sommern führten die Bodentrockenheit, niedrige Grundwasserstände und geringe Wasserführung in den Flüssen zu erheblichen Beeinträchtigungen gewässerabhängiger Ökosysteme und diverser wirtschaftlicher Sektoren (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Aquakultur, Energieproduktion, Schifffahrt und Industrie). Aber auch jeder persönlich kann die Auswirkungen in seinem privaten Umfeld spüren. Der Überhitzung der Gebäude, Vertrocknung des Rasens oder der regional begrenzten Verbote zur Befüllung von Pools oder der Bewässerung von Pflanzen stehen Überflutungen durch Oberflächenabflüsse, ein Rückstau aus dem Kanal in die Gebäude oder der Überstau des geliebten Wanderweges an der Krückau entgegen. Aber auch jeder kann auf die Entwicklung Einfluss nehmen. Sei der Kolibri und mache den Unterschied in dem Umgang, der Nutzung und der Kommunikation rund ums Wasser. Diverse Beispiele dazu findest du im Beitrag „Grundwasser“ im Reiter „Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen“.

Stadt Elmshorn stärkt Refill-Initiative

Die Stadt Elmshorn möchte dabei vorangehen und ihre Bevölkerung in ihrem Engagement unterstützen. Neben der Aufklärung über ihre Informationsplattformen wird anlässlich des diesjährigen Weltwassertages die Refill-Initiative gestärkt. Refill Deutschland ist eine nicht gewinnorientierte Organisation, die 2017 in Hamburg seinen Ursprung hatte und nun bundesweit die kostenlose Verfügbarkeit von Leitungswasser überall und für alle fördert. Sie klären über die Vorteile der Nutzung von regionalem Leitungswasser gegenüber Flaschenwasser auf und ermöglichen Jedem sich über kurze Wege eine Abkühlung zu verschaffen. Über eine interaktive Karte auf ihrer Website und die Markierung mittels Regentropfenaufkleber vor Ort können die über 6.000 Refill-Stationen gefunden werden.

Elmshorn wird neben elf bestehenden Stationen nun fünf weitere in der Innenstadt erhalten. Die folgenden neuen Anlaufstellen freuen sich auf euch und halten für den ersten Auffüllbesucher eine kleine Überraschung bereit:

  • Arko
  • Globetrotter Erlebnis
  • glückmacherei
  • Heymann Buchzentrum
  • Janalade manufaktur für feines

Quellen und weiterführende Informationen