Hauptmenü

Inhalt

STADTRADELN-Interview mit Detlef Holtz von der Fahrradgruppe Rückenwind

Detlef Holtz ist Vorsitzender des Vorstands der Fahrradgruppe Rückenwind. Anlässlich des diesjährigen STADTRADELNS spricht er im Interview nicht nur über die Veranstaltung selbst, sondern auch über das bunte Vereinsleben der "Rüwis" und die Suche nach neuen Räumlichkeiten für das Vereinsmuseum. Darüber hinaus hat er tolle Touren-Tipps parat und verrät sein STADTRADELN-Highlight.

Die Rüwis feiern in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Wie lange sind Sie schon dabei?

Wenn ich das so genau wüsste. Das Charmante an diesem Verein ist ja, dass man zum Beispiel durch Bekannte angesprochen wird: „Ich habe da eine Fahrradtour gemacht von Rückenwind – hast du mal Lust mitzukommen?“ Beim zweiten Mal hatte ich Lust und so bin ich dazugekommen. Das war vor fünf Jahren.

Wie würden Sie die Rüwis beschreiben?

Wir sind ein lockerer Verbund ohne irgendwelche Vereinsmeierei. Es geht locker zu. Der Nachbar hat gehört, dass ich hier Fahrrad fahre und kommt mal mit. Und wenn es ihm gefällt, kommt er das nächste Mal wieder mit. Und wenn er fünf Mal mitgefahren ist, gibt es auch die Möglichkeit hier einzutreten. Für 18 Euro im Jahr bist du dabei. Ein bisschen was brauchen wir für Portokosten, der Großteil fließt aber in die Jugendarbeit und unsere Renn-Rüwis, die mit ihren Rennrädern auch mal an Wettkämpfen teilnehmen. Dafür wird vielleicht mal ein Trikot gesponsert…

Aber im Vordergrund steht in der Regel nicht der Wettkampf, sondern das Hobby?

Ja, die einzige Sparte, die man dem Wettkampf zuordnen könnte, ist die der Renn-Rüwis. Aber auch die haben jede Woche ihre Trainingsfahrt und machen einmal im Jahr ein Trainingswochenende durch die Lande, bei dem das Miteinander groß geschrieben wird. Lange Distanzen wurden ebenfalls zurückgelegt, zum Beispiel in zwei Tagen nach Kopenhagen oder in einer Woche nach Paris. Aber das Hauptaugenmerk sind die Hobbygruppen für Leute, die Spaß am Radfahren haben und Geselligkeit suchen.

Es gibt die Renn-Rüwis, dann die Touren-Rüwis…

Die Touren-Rüwis haben sehr viele unterschiedliche Touren im Angebot. Von kulinarischen Ausfahrten, Urlaubsreisen gibt es Ferierabendrunden am Donnerstag und die, die am Mittwoch fahren. Das sind die Ü18 – das meint nicht das Alter, sondern die Durchschnittsgeschwindigkeit. Da sind wir ein bisschen flotter unterwegs und die Touren sind dementsprechend etwas länger. Zuletzt zum Beispiel haben wir eine Rapstour gemacht – vom Buttermarkt aus in die Marsch über Seester, Seestermühe und das Krückausperrwerk, am Deich entlang bis zum Pinnausperrwerk, die Pinnau lang, über die Drehbrücke und dann gleich links über Moorrege, Uetersen und Heidgraben wieder zurück. Das waren so 40 Kilometer mit einem Tempo-Schnitt von etwas über 17 Kilometern pro Stunde.

Sind da auch E-Bikes erlaubt?

Ja. Ich würde sogar sagen, da soll keiner irgendwie ein schlechtes Gefühl oder Bedenken haben. Bei der Rapstour waren zum Beispiel auch drei E-Bikes dabei.

Wie bewerten Sie es, dass dieser Trend immer mehr zunimmt?!

Das ist ja kein Ausschlussverfahren. Im letzten Jahr war da zum Beispiel auch ein älterer Herr über 80. Er kam mit seinem Elektrorad, seine Bekannte ohne und er fragte, ob er denn so mitfahren dürfte. Dabei ist das ganz einfach: Ohne Elektrorad hätte er gar nicht mitfahren können. Also ist das natürlich erwünscht. Es sollte nur tunlichst kein Elektrorad vorne fahren. Wir fahren gemeinsam los und wir kommen gemeinsam an.

Welche weiteren Rüwi-Gruppen gibt es?

Es gibt die U18-Donnerstagstruppe, die ebenfalls zur Sparte der Touren-Rüwis gehört. Die fahren eher gemütlicher. Das Durchschnittsalter ist auch etwas höher, so 70 bis 80. Das sind die Geselligsten. Sie halten auch über die Wintermonate stark zusammen. Mal von Corona abgesehen haben sie einmal im Monat ihren Stammtisch, wo sie sich treffen und untereinander ziemlich vernetzt sind. Wobei sich die Vernetzung der Mittwochstruppe im letzten Jahr auch sehr positiv entwickelt hat. Wir sind nach der Tour häufig gemeinsam auf einen kleinen Snack oder ein kleines Getränk eingekehrt und haben noch ein wenig geklönt.

Die Rüwi-Kids bieten seit 20 Jahren eine Vier-Tage-Abenteuer für Kids und Oldies an. Es werden jedes Jahr neue spannende Ziele ausgesucht und Attraktionen eingebaut. Die Geo-Caching- sowie die Karl-May-Tour nach Bad Segeberg bereichern das Angebot jedes Jahr. Mit der Spontan-Abenteuer-CampTour wurde letztes Jahr der sich lockernde Corona Shutdown durchbrochen. Die Rüwi-Kids haben den Prototyp für das Hygienekonzept geliefert. Solch eine Tour soll dieses Jahr vom 06.-08.August mit Teilnahme der Aktion PFIFF des KJR / Stiftung Sparkasse Südholstein wiederholt werden.

Wie viele Teilnehmer*innen kommen zu den Touren?

Manchmal sind da nur sechs, manchmal sind es 16. Wir waren aber auch schon über 20 – dann kommen wir in den Bereich, wo wir die Gruppe teilen.

Sie haben Corona schon angesprochen. Wie haben die Rüwis die Pandemie bisher weggesteckt?

Es ist sehr viel ausgefallen. Gerade auch im letzten Jahr hat der Vorstand relativ lange gewartet, die Touren offiziell wieder freizugeben. Als die Treffen draußen wieder erlaubt waren, haben sich Leute zunächst privat verabredet. Ab August haben wir dann wieder offizielle Touren entsprechend der Corona Regeln mit entsprechendem Hygienekonzept angeboten – neben den normalen, regelmäßigen Feierabendtouren unter der Woche auch Spezialtouren. Ein Kollege macht zum Beispiel jedes Jahr eine Erdbeertorten-Tour zum Bauernhofcafé Saggau in Ellerau. Oder letztes Jahr gab es eine Kohlrouladentour zum Pfahlkrug oder auch die Fischtour nach Wischhafen.

Das klingt nach einem wirklich lebendigen und abwechslungsreichen Vereinsleben, in das sich viele einbringen.

Das ist wirklich so. Auch neuere Mitglieder bringen sich gerne ein, in diesem Jahr zum Beispiel mit einer Matjestour nach Glückstadt. Es gibt und gab auch die Konstellation, dass sich Leute aus der Gruppe zu mehrtägigen Fahrradtouren verabredet haben, bei denen sie dann selber ihr Gepäck transportiert und Unterkünfte gebucht haben.

Haben Sie in diesem Jahr einen STADTRADELN-Höhepunkt, auf den Sie sich freuen?

Am Ende natürlich auf die Erdbeertorten-Tour. Das ist das einzige Tortenessen, das auch kalorienneutral ist, bei ungefähr 60 Kilometer Strecke hin und zurück. Da gibt’s dann auch auf dem Weg ein bisschen was zu sehen, zum Beispiel im Himmelmoor. Und vielleicht schwemmt uns das STADTRADELN ein paar neue Mitglieder in den Verein, der noch viel mehr zu bieten hat. Zum Beispiel auch die Rüwi-Kids oder die Rüwi-Classics, die sogar auf Vorkriegsmodellen unterwegs sind. Bis vor einiger Zeit hatten wir auch ein Fahrradmuseum. Aber der Hof, in dem es untergebracht war, wurde verkauft. Jetzt suchen wir neue Räumlichkeiten für kleines Geld.

Haben Sie noch einen Tourentipp parat?

Zum einen empfehle ich die App Komoot. Wenn man sich – erstmal kostenlos – registriert, bekommt man ein, zwei E-Mails pro Woche mit Touren-Vorschlägen. Ansonsten ist eine Tour wie die Rapstour durch die Marsch immer sehr schön. Oder auch eine Tour durchs Moor. Oder rüber über die Ahrenloher Straße beim ehemaligen „Krögers Gasthof“, dann quer durch bis Prisdorf. In Prisdorf unter der Bahn durch am Golfplatz vorbei und dann kommt man über die Hafenstraße nach Pinneberg rein, dann dort den Hindenburgdamm und an der Pinnau entlang, vorbei am Wolnysee und über Borstel-Hohenraden, Kummerfeld und Seeth-Ekholt wieder einfliegen nach Elmshorn.

26.05.2021