Gegen das Vergessen 2025: »Die Freiheit beschützen«
Schülerinnen und Schüler aller sieben weiterführenden Schulen in Elmshorn haben mit der Veranstaltung „Gegen das Vergessen“ am Donnerstag, 30. Januar 2025, im Saalbau der Waldorfschule an den Terror der NS-Zeit erinnert. Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 und angesichts heutiger Entwicklungen standen die Beiträge auf der Bühne unter dem Motto „Die Freiheit beschützen!“.
Mit ihren Theater- und Musikstücken sowie anderen Darbietungen klärten die Schülerinnen und Schüler sehr anschaulich darüber auf, was es heißt, der Willkür in einer Diktatur ausgeliefert zu sein. Sie erinnerten an Sophie und Hans Scholl, die als Mitglieder der Studenten-Gruppe „Weiße Rose“ nur dafür hingerichtet wurden, dass sie regime- und kriegskritische Flugblätter verfasst und verteilt hatten.
Erinnerung an die Opfer
Sie erinnerten an den eigentlich unscheinbaren Kommunisten Erich Krämer, der 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde, an den Ende 1934 im KZ Fuhlsbüttel ermordeten KPD-Reichstagsabgeordneten Reinhold Jürgensen oder an den Sinto-Sohn Benno Bengalo Winterstein, dessen Spur sich nach seiner Deportation ins KZ Auschwitz mit elf Jahren im April 1944 verliert. Alle drei waren Elmshorner.
Von der Demokratie zur Diktatur
Warum es Adolf Hitler und seinen Anhängern möglich war, Deutschland in nur anderthalb Jahren von einer Demokratie in eine Diktatur zu verwandeln und schlimmste Verbrechen zu begehen, zeigten die Schülerinnen und Schüler ebenfalls auf.
Wenige halfen
Zum Beispiel anhand der evangelischen und katholischen Kirche, deren Mitglieder – wie die übrige Bevölkerung auch – zum Großteil einfach wegsahen. Einzelne Priester wie Maximilian Kolbe, die Verfolgten Zuflucht gewährten, wurden verhaftet und wie die übrigen Gegner des Regimes nach und nach ermordet. Nur wenige, wie die Anwohnerinnen Else Stapel und Hertha Petersen der KZ Außenstelle in Kaltenkirchen, halfen den Verfolgten und Gefangenen und blieben dabei bis Kriegsende unentdeckt.
Mahnende Worte
Elmshorns stellvertretender Bürgervorsteher Thorsten Mann-Raudies erinnerte bei der morgendlichen Aufführung vor Schülerinnen und Schülern an ein Zitat des Pastors und später selbst inhaftierten Zeitzeugen Martin Niemöller:
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
"So etwas darf nie wieder passieren"
Die Beseitigung der Demokratie passierte Schritt für Schritt, so Mann-Raudies: „Erst ein bisschen Ausgrenzung hier, dann ein bisschen Schweigen dort und irgendwann gab es keinen Widerstand mehr.“ Mit Blick auf das aktuelle Erstarken einer deutschen Partei, die mehr oder weniger offen gegen Minderheiten vorgehen will, fügt er an: „So etwas darf nie wieder passieren und wir alle dürfen das nicht zulassen.“
Dank und Aufforderung von Bürgervorsteher Hahn
Ähnlich äußerte sich auch Bürgervorsteher Andreas Hahn in seiner Rede bei der öffentlichen Aufführung am Abend. Sichtlich bewegt von den Beiträgen der Schülerinnen und Schülern, verwarf er sogar seine vorbereiteten Worte und berichtete von einem nahen Angehörigen, der ebenfalls in die KZ-Außenstelle Springhirsch verbracht wurde und dort umkam. Auch an ihn erinnert heute ein Stolperstein in Elmshorn. Er dankte den Schülerinnen und Schülern für ihre Beiträge und forderte alle auf, die Erinnerung wach zu halten.
Engagierte Schülerinnen und Schüler
Auf der Bühne standen Schülerinnen und Schüler der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule, Bismarckschule, Boje-C.-Steffen-Gemeinschaftsschule, Elsa-Brändström-Schule, Erich Kästner Gemeinschaftsschule, Freien Waldorfschule und der Leibniz Privatschule. Die künstlerische Leitung hatte Anna Haentjens inne, die Moderation übernahmen Hanna, Ben, Lasse, Salma und Rumeysa. Um die Technik kümmerte sich die Studio-AG der KGSE.