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Stadtarchiv Elmshorn
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Elmshorn: Auf dem Weg in die Gegenwart

Von den Anfängen im 12. Jahrhundert, über die erste urkundliche Erwähnung des Kirchspiels 1362 wuchs Elmshorn über die Jahrhunderte zu einem städtischen Mittelzentrum heran.

Bis dahin war es zum Teil auch ein steiniger Weg. So verwüsteten durchziehende Truppen im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) Elmshorn mehrfach – und auch die Pest tat ihr Übriges. Der Überlieferung nach stammt aus dieser Zeit das Elmshorner Traditionsgericht »Graue Erbsen«; auch wenn es dafür keinen belastbaren Beleg gibt. Im 2. Nordischen Krieg verteidigten 1657 dänischen Truppen die Kruckschanze gegen schwedische Angreifer. Eine Festung, die im Gebiet des heutigen alten Klärwerks zwischen "Kruck" und "Vormstegen" lag. Doch nicht nur Krieg und Seuchen waren verheerend, sondern auch andere Katastrophen. So vernichtete 1750 eine großer Brand 47 Häuser und neun Scheunen im Stadtgebiet.

Das Graue-Erbsen-Essen – Legende und Wahrheit

Am Fastnachtsdienstag, aber auch in den folgenden Tagen, servieren die Gastwirte in Elmshorn und Umgebung traditionell Graue Erbsen. Der Brauch aus der Krückaustadt ist beliebter denn je. Jährlich werden in Elmshorn etwa sechs Tonnen der Hülsenfrüchte verarbeitet.

Aus mündlicher Überlieferung stammen verschiedene Entstehungsgeschichten.

So heißt es: Im Winter waren alle Lebensmittelvorräte verbraucht, nur an der Kruck – dem damaligen Hafen von Elmshorn – lagen noch einige Säcke „Graue Erbsen“. Mit diesem letzten Rest an Lebensmitteln, der gratis an die Bevölkerung verteilt wurde, haben sich die Einwohner über Fastnacht gerettet. Andere Varianten beziehen den Dreißigjährigen Krieg als Ursache großen Hungers ein - und dass ein Landwirt die für die Schweine bestimmten Erbsen kocht und so die Bevölkerung vorm Hunger rettete.

Ganz gleich, welche Entstehungsgeschichte die richtige ist: Die Tradition, sich zum Graue-Erbsen-Essen zu treffen, bringt die Menschen bis heute am Tisch zusammen.

 

Zum Nachkochen gibt es folgendes Rezept:

¾ Pfd. Erbsen für 4 Personen.

Nachdem man die Erbsen verlesen und gewaschen hat, quillt man sie in weichem Wasser an. Man setzt sie mit demselben Wasser auf, gießt, nachdem sie ½ Stunde gekocht haben, dasselbe ab und frisches, kochendes dazu und kocht die Erbsen mit wenig Wasser weich.

Hierauf bratet man 100 g. Speckwürfel aus, röstet 1 geschnittene Zwiebel hellbraun u. schwitzt 1 Eßl. Weizenmehl darin, nachdem man die Einbrenne mit ¼ l. fetter Fleischbrühe aufgekocht hat, vermengt man die inzwischen abgegossenen Erbsen damit, gibt etwas geschnittene Petersilie oder Schnittlauch dazu und schmeckt die Erbsen mit Salz ab.

 

Quelle: Mathilde Ehrhardt, großes illustriertes Kochbuch von 1904

Wachstum, Walfang und Wochenmarkt

Als Wirtschaftsstandort und Hafenstadt wuchs Elmshorns Bedeutung stetig. Dazu trug auch der Bahnanschluss 1844 bei, der für einen immensen Aufschwung sorgte. Die Krückaustadt profitierte von der Industrialisierung und erlebte ein rasantes Wachstum.

Schiffbau, Lederfabriken und Lebensmittelproduktion waren bedeutende Standbeine der hiesigen Wirtschaft, die Elmshorn prägten. Die Tradition des Wochenmarktes hat ihren Ursprung im 18. Jahrhundert. 1737 zum zunftberechtigten Flecken erhoben, wurde dieser ab 1741 abgehalten; bis heute eine zentrale und beliebte Veranstaltung.

Beeindruckende Spuren hat die Ära des Elmshorner Walfangs hinterlassen, der im frühen 19. Jahrhundert begann. Aufgrund des Robben- und Walfangs sowie des Seehandels wurde Elmshorn auch "Dat lütje Hamburg". Der Walfänger »Flora« ziert bis heute das Stadtwappen. Er ist aber auch Namensstifter in vielen Bereichen des Stadtlebens.

Die Drei-Mast-Bark "Flora"

Die Drei-Mast-Bark "Flora" wurde etwa 1790/95, vermutlich in Flensburg, gebaut.

Ursprünglich ein Westindienfahrer, wurde sie 1816 in Elmshorn bei Joachim Fink zum Grönlandfahrer (Walfang und Robbenschlag) umgebaut und mit Eisenverstärkungen versehen.

Auf Rechnung der Elmshorner Partenreederei von 1817 bis 1872 wurden insgesamt 33 Fangreisen (Grönland und Barentsee) unternommen. Die "Flora" hatte etwa 50 bis 55 Mann Besatzung sowie Schaluppen (Fangboote) an Bord.

Das Schiff wurde 1872 nach Auflösung der Reederei verkauft und 1888 in Hamburg abgewrackt.

Ein Modell des Schiffes - gefertigt von Günter Freydank - ist im Foyer des Rathauses zu sehen.

Das Stadtwappen Elmshorns

Das Wappen der Stadt Elmshorn zeigt auf rotem Grund über blauen Wellen segelnd ein Vollschiff in weiß mit gerefften Bramsegeln am Fock- und Kreuzmast.

Die drei Wappen der Stadt Elmshorn

Links: (1877 – 1899) Elbbogen und holsteinisches Nesselblatt
Rechts: (1903 – 1954) Vollschiff mit Stadtmauer und Türmen
Mitte: (ab 1954) Vollschiff

Geschichte des Elmshorner Stadtwappens

Mit dem 11. April des Jahres 1870 wurde Elmshorn zur Stadt erhoben. Im Januar des Jahres 1877 richtete die königliche Regierung in Schleswig-Holstein ein Schreiben an die Stadt Elmshorn, in welchem es unter anderem hieß, man solle, „...falls ein solches vorhanden, eine Zeichnung und Beschreibung des Wappens der Stadt mit thunlichster Beschleunigung einreichen“. Bis zu dieser Zeit gebrauchte man auf Siegeln und Stempeln der Stadt das holsteinische Nesselblatt; ein eigenes Stadtwappen wurde bis zu diesem Zeitpunkt nicht geführt.

Aus mehreren Entwürfen des damaligen Sekretärs des Germanischen Museums in Nürnberg (Freiherr von Weißenbach) wurde vom städtischen Kollegium Elmshorns am 23. Juni 1877 eine Skizze angenommen. Sie zeigte „in rot das silberne holsteinische Nesselblatt, über welches ein blauer, schrägrechter, in der Mitte stark nach links oben ausgebogener Fluss hineingezogen“ war.

Dieses Wappen hatte allerdings nur bis zum Jahre 1899 Bestand. Am 30. Juli 1897 erfolgte eine Anfrage der Regierung an die Stadt Elmshorn, „ob dieses zur Führung dieses Wappens eine obrigkeitliche Genehmigung besitze“. Der Magistrat beantwortete diese Frage mit der Erklärung, dass eine solche Genehmigung bisher nicht erfolgt sei. Das hierauf zur heraldischen Prüfung eingesandte Wappen wurde wegen des holsteinischen Nesselblattes sofort kritisiert, „... da bei der Wahl neuer Städtewappen die Wappen der ehemaliger Territorialherren grundsätzlich thunlichst außer Betracht bleiben sollen“. In der ergangenen Erklärung des kaiserlichen Heroldsamtes vom 30.09.1899 wurde gegen die Führung eines gekrümmten Flusses im Schilde – im Anklang an die Namensableitung Elveshorn = Krümmung der Elbe - kein Einwand erhoben. Das holsteinische Nesselblatt durfte allerdings nicht mit in das Wappen aufgenommen werden.

Mit dieser Regelung war die Stadt Elmshorn nicht einverstanden. Sie sandte einen Bericht an die Regierung und wies darauf hin, dass das bisherige Wappen nicht aus den 70er Jahren stamme, sondern schon vor 1821 geführt wurde, als Elmshorn noch Kirchspielvogtei war und unter dänischer Herrschaft stand. Trotz dieser Begründung versagte die kaiserliche Regierung der Stadt Elmshorn abermals die Anerkennung des Nesselblattes und damit verbunden die Aufnahme dessen in das Stadtwappen.

Professor Kirmis aus Nürnberg war es, der vorschlug, von der Idee des „redenden Wappens“ Abstand zu nehmen und ein „bezeichnendes Wappen“ zu wählen: Elmshorn baute früher Grönlandschiffe. Die Stadtvertretung stimmte zu und beauftragte Kirmis, einen Entwurf auszuarbeiten und diesen der Stadt zu übersenden. Der von Kirmis hierauf eingereichte Entwurf zu einem neuen Stadtwappen zeigte ein geschlossenes Stadttor mit Zinnentürmen und Seitenmauern, davor einen gekrümmten Flusslauf, auf dem ein Segelschiff zu sehen war.

Da das königliche Heroldsamt in Berlin im Juli 1903 die recht landschaftlich gehaltene Zeichnung als Wappenentwurf ablehnte und auch zusätzlich die Schiffbarkeit der Krückau für einen Dreimaster der dargestellten Größe anzweifelte, begann die „Wappenmotivsuche“ erneut.

Als sachverständiger Heraldiker wurde der Stadt Elmshorn der Berliner Professor Adolf Hildebrandt empfohlen. Im August 1903 bat der Magistrat unter Übersendung aller Aktenvorgänge Professor Hildebrandt um Vorlage eines Entwurfes. Eine der von ihm hierzu eingereichten Schriften zeigte einen im roten Schilde auf blauen Wellen dahinsegelnden Dreimaster mit vollen Segeln. Dieser Vorschlag wurde am 20.11.1903 von Kaiser Wilhelm II. persönlich genehmigt. In dieses Wappen wurde die Mauerkrone übernommen, die damals in die Wappen aller neuen Städte aufgenommen werden musste. Die Nachricht über die Genehmigung des Wappens traf am Weihnachtsabend des Jahres 1903 in Elmshorn ein; die Stadt hatte nunmehr endlich ein amtlich bestätigtes Stadtwappen.

In den fünfziger Jahren wurde dann die damals „verordnete“ Mauerkrone immer mehr als nutzloses und stilfremdes Beiwerk angesehen, da die Stadt in ihrer Geschichte niemals eine Stadtmauer besessen hatte. Auf Anfrage der Stadtverwaltung brachte das Schleswig-Holstein Landesarchiv in Schleswig in seinem Schreiben vom 05.10.1953 zum Ausdruck, dass die damals eingefügte Mauerkrone nicht als Bestandteil des Wappens anzusehen ist und somit fortgelassen werden könne. Hieraufhin entschloss sich das Stadtverordneten-Kollegium im Dezember 1953, die oben erwähnte Mauerkrone aus dem Wappen der Stadt Elmshorn entfernen zu lassen. Einem Entwurf des Brunsbüttler Heraldikers Lippert folgende, entstand die heutige Form des Wappens, welche am 23. Juni 1954 vom Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein per Erlass genehmigt wurde. Es soll mit seiner Darstellung eines Vollschiffes die Erinnerung an die um 1870 gebaute „Flora“, ein Walfangschiff, welches von den Elmshorner „Grönlandfahrern“ auf zahlreichen Fangfahrten in die Arktis eingesetzt wurde, aufrechterhalten.

Politik, Krieg und Veränderungen

Aber auch große Politik hielt Einzug an der Krückau, als 1863 in Elmshorn 20.000 Menschen aus Schleswig-Holstein zur Landesversammlung eintrafen und die Unabhängigkeit von Dänemark forderten. Friedrich der VIII. wurde zum Herzog ausgerufen – der Auftakt des Deutsch-Dänischen Krieges.

Als Eisenbahnknotenpunkt und Industriestandort geriet Elmshorn im Zweiten Weltkrieg auch ins Visier alliierter Bomber. So wurden am 3. August bei einem Angriff 62 Menschen getötet, 150 verletzte sowie hunderte Gebäude zerstört und beschädigt. Vor Einmarsch der britischen Truppen, befreite sich Elmshorn selbst vom Regime des Nationalsozialismus, als ein antifaschistischer Ordnungsdienst die Macht in der Stadt übernahm.

Nicht Bomben, sondern eine schwere Sturmflut trafen die Stadt 1962. Doch mit der Fertigstellung des Krückausperrwerks 1969 konnte auch diese Gefahr gebannt werden.

Die Infrastruktur der Stadt hat sich seit den 1970er Jahren verändert. Schiffbau und Lederfabriken sind lange Geschichte, stattdessen ist Elmshorn unter anderem seit 2011 Sitz der Kreisverwaltung - Kreisstadt ist aber weiterhin Pinneberg.

Wissenswertes zur Stadtgeschichte liefern das Industriemuseum, Catharinenstraße 1, die Traditionsschiffe “Gloria“ und “Klostersande“ im Hafen sowie das Stadtarchiv. Lebendig wird die Historie auf einer Stadtführung.