Hauptmenü

Inhalt
Datum: 28.11.2023

Elmshorn erarbeitet kommunale Wärmeplanung

Wie können die Stadt und die Menschen in Elmshorn künftig klimaneutral, also ohne fossile Brennstoffe wie Gas oder Öl, heizen? Diese Frage soll ein kommunaler Wärmeplan beantworten. Das Strategiepapier soll bis Ende 2024 vorliegen und als Grundlage für konkrete Investitionen und technische Veränderungen dienen. Ein Team aus Fachleuten der Stadt, der Stadtwerke und des Fachbüros IPP ESN Power Engineering GmbH aus Kiel arbeitet seit August daran. Vorgabe des Stadtverordneten-Kollegiums ist, die Klimaneutralität bis 2035 in Elmshorn zu erreichen – fünf Jahre früher als vom Land vorgegeben und sogar zehn Jahre früher, als die Bundesregierung festgelegt hat.

Der Bereich Wärme ist dabei von entscheidender Bedeutung. „Für mich ist das auch ein neues Feld – ich bin gespannt, welche Potenziale sich für die einzelnen Quartiere finden“, sagt Baustadtrat Lars Bredemeier.

Planungssicherheit

Vom Wärmeplan verspricht er sich Planungssicherheit für alle, die privates Gebäudeeigentum besitzen. Daher rät er ihnen, bis Ende 2024 zurückhaltend mit Investitionen in ihre Heizungssysteme umzugehen.

Wärmebedarf von rund 12.000 Gebäuden

Im ersten Schritt erfolgt eine Analyse des Wärmebedarfs für jedes der rund 12.000 Gebäude in Elmshorn. Anschließend werden Lösungen für kleinteilige Stadtquartiere aufgezeigt. Diese können vom Fernwärmenetz mit Abwärmenutzung lokaler Industriebetriebe bis zur individuellen Wärmepumpe mit Photovoltaik-Anlage reichen – je nach den Gegebenheiten vor Ort.

Luft als Wärmequelle

Tiefengeothermie scheidet aus, da das dafür benötigte warme Wasser in den entsprechenden Schichten unter Elmshorn fehlt. Und gegen eine Nutzung oberflächennaher Erdwärme sprechen in weiten Teilen der Stadt Trinkwasserschutzgebiete. „Am Ende bleibt in Elmshorn im großen Stil eigentlich nur die Luft als Wärmequelle“, sagt Patrick Gravert von den Stadtwerken.

Gigantische Aufgabe

„Die Aufgabe ist gigantisch“, unterstreicht Gravert. Denn mit dem Tausch eines Gaskessels gegen beispielsweise eine Luftwärmepumpe ist es nicht getan. Wärmepumpen benötigen zwar kein Gas, aber Strom.

Werden sie im großen Stil verbaut, muss sich die Leistungsfähigkeit des Elmshorner Stromnetzes im Vergleich zu heute verdoppeln. Und das vor allem im Winter und nur auf die Wärmeversorgung bezogen.

Werden noch andere Abnehmer wie E-Autos mit einbezogen, rechnen die Stadtwerke sogar mit einer Verdreifachung des Bedarfs.

Stromleitungsnetz ausbauen

Daher muss erstens das Stromleitungsnetz ausgebaut werden. Wo, wie und wann das in Elmshorn erfolgt, soll mittels der Ergebnisse aus dem kommunalen Wärmeplan ermittelt werden.

Zweitens sollte die Stromproduktion auf erneuerbaren Energien beruhen. Für große Solarparks und Windräder fehlen im dicht besiedelten Elmshorn aber die Flächen. Der Strom muss also wohl zum Großteil außerhalb produziert und in die Stadt geleitet werden.

Potenzial für Wasserstoff

Ausschließlich im Bereich der Speicherung sieht Stadtwerke-Chef Sören Schuhknecht Potenzial für Wasserstoff. Dessen Problem: Bei seiner Herstellung und „Rückumwandlung“ in Strom geht laut Schuhknecht bereits rund die Hälfte der ursprünglichen Energie verloren. Damit verdoppelt sich der Preis pro Kilowattstunde.

Zieljahr 2035

Ob angesichts des großen Aufwands, der betrieben werden muss, das Zieljahr 2035 für Elmshorn eingehalten werden kann, versieht der Stadtwerke-Chef noch mit einem Fragezeichen.

Fest steht: Mit dem Umbau der Wärmeversorgung soll in denjenigen Stadtbereichen begonnen werden, in denen der höchste CO₂-Einspareffekt erzielt werden kann. Aber: „Wir haben den Auftrag, für jeden Hausanschluss in unserer Stadt eine Lösung zu finden“, betont Schuhknecht.

Angesichts der hohen Kosten, die mit der Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung verbunden sind, mahnt er allerdings: „Energieversorgung muss bezahlbar bleiben.“ Zudem müsse die Versorgungssicherheit gewährleistet sein.

Auf Finanzhilfe angewiesen

Schuhknecht schätzt das benötigte Gesamtvolumen allein für Elmshorn auf „irgendwo in der Mitte eines dreistelligen Millionenbereichs, ganz grob bei 450 bis 500 Millionen Euro.“ Das können weder die Stadtwerke noch die Stadt alleine stemmen, sie sind auf Finanzhilfe des Bundes und des Landes angewiesen.